Historie
Tschernobyl-Historie (Kurzfassung)
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Am 26. April 1986 kam es zu einem schweren Reaktorunfall im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine.
Das Gelände liegt etwa 12 km von der belarussischen Staatsgrenze entfernt.
Durch die Explosion wurde eine große Menge radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre geschleudert. Physikalisch gesprochen: 50 x 106 Curie. Die Menge dieser Radioaktivität wird mit der Wirkung von 90 Hiroshima-Bomben verglichen.
70% der gesamten Radioaktivität ist über der damaligen Sowjetrepublik Belarus niedergegangen.
In der Republik Belarus wurden 23% des Territoriums mit 3678 Ortschaften und über 2 Millionen Einwohnern durch diese Stoffe verseucht.
In der Ukraine waren es 4,8 %, in Russland 0,5% des Landes. Verseucht heißt: die Strahlenbelastung liegt zwischen 1 und 50 Curie/qkm.
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Alle belarussischen Regionen sind in ihrem Ökosystem geschädigt. Doch zeigt die Strahlenbelastung eine sehr ungleichmäßige, fleckenartige Ausbreitungsform. Besonders betroffen sind die Gebiete Gomel und Mogilow.
Wenn man sich die Halbwertzeiten der Radionuklide klarmacht, die die Strahlungslage in Belarus bestimmen, dann ahnt man, dass die radioaktive Bedrohung des Lebens auch nach 30 Jahren noch lange nicht zu Ende ist, sondern im Gegenteil noch wächst:
Jod 131: Halbwertzeit 8 Tage
Cäsium 134: Halbwertzeit 2 Jahre
Cäsium 137: Halbwertzeit 30 Jahre
Strontium 90: Halbwertzeit 29 Jahre
Plutonium 240: Halbwertszeit 6537 Jahre
Plutonium 239: Halbwertszeit: 24390 Jahre
Dazu kommt die Tatsache, dass der von Anfang an sehr durchlässige Sarkophag bis heute nicht erneuert worden ist. So tritt aus der Ruine des Reaktors täglich Radioaktivität aus, die sich mit dem Wind über der Ukraine und über Belarus ausbreitet. Auch die vielen Feuer in der sog. 30 Kilometerzone wirbeln die Radionuklide auf, die dann vom Wind in die bewohnten Regionen getragen werden.
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Die Politik des weißrussischen Staates geht seit etlichen Jahren davon aus, dass die Folgen der Tschernobylkatastrophe „besiegt“ sind. Das bedeutet, dass bis auf wenige Regionen innerhalb der sog. 30 Kilometerzone rund um den Reaktor alle verseuchten Gebiete wieder als sauber eingestuft und zur landwirtschaftlichen Nutzung freigegeben worden sind. Diese Politik ist mit dafür verantwortlich, dass die Menschen in der gesamten belarussischen Republik mit der täglichen Nahrungsaufnahme eine gewisse Dosis radioaktiver Niedrigstrahlung in sich aufnehmen. Diese radioaktive Niedrigstrahlung wirkt sich besonders negativ auf Kinder und Jugendliche aus, weil sie im Wachstumsalter sind und die Zellteilung entsprechend schneller von statten geht als bei älteren Menschen. So ist es leider nicht verwunderlich, dass z.B. die Zahl der Schilddrüsenerkrankungen sogar in der Stadt Minsk seit 10 Jahren immer schneller ansteigt.
Hamburg im November 2015